Das Wetter
Wurstgesicht
Utopia.de, das Öko-Portal für entrüstete Besserwisser (und -Verdiener) hat was gegen lachende Gesichter. Jedenfalls auf Wurst: »Wurst in Gesichtsform, Bärchengestalt oder in bunter Verpackung mit Comicfiguren – solche Produkte verniedlichen den Fleischkonsum auf dämliche Art und Weise. Haben das die Tiere verdient, die hier zu Wurst verarbeitet wurden? Wem daran gelegen ist, dass seine Kinder irgendwann selbst mündige Entscheidungen treffen können, sollte sie von Anfang an nicht für dumm verkaufen.« (https://utopia.de/ratgeber/kinderprodukte-nicht-kaufen/). Mündige Heranwachsende erkennt man also daran, dass sie zu schlecht gelaunten Würsten greifen und diese dann unter mahnenden Worten der tugendhaften Eltern bekümmert verspeisen. – Eine solch freudlose Einverleibung hat wirklich kein Schwein verdient!
Lydia DeVere
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Vita subversiva
Um ein Rezept für ein wahrlich widerständiges Leben ist Anton Anders, ein Autor der »Gai Dao«-Ausgabe Nr. 58, nicht verlegen: »Wir können mit direkter Aktion und Sabotage schon lange Ohnmächtige wachrütteln – und wieder werden wir Glück empfinden. Wir haben sogar die Möglichkeit, bewusstseinserweiternde Drogen wie LSD oder MDMA – selbstverständlich verantwortungsvoll – zu konsumieren und können somit bei richtiger Anwendung in eine Welt eintauchen, die frei von gesellschaftlichen Konventionen und auferlegten Zwängen lebt und in der wir wieder Teil der Natur werden.« Auch eine Idee, dass von LSD wachgerüttelte Ohnmächtige durch die Gegend rennen und verantwortungsvoll direkte Aktionen im Einklang mit der Natur unternehmen.
Hyman Roth
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Tierlieb
Wie die »Süddeutsche Zeitung« (11./12.02.2016) schreibt, hat sie für Ihren »Wirtschaftsgipfel […] namenhafte Referenten gewinnen können.« Zugesagt hat auch Nora Szech, die ein Experiment in »Science« veröffentlichte, in dem sie enthüllt, der »Markt« sei »unmoralisch«, weil für Geld Mäuse sterben. Szech ließ Labormäuse retten, wenn die Probanden angebotenes Geld ablehnten. Nahmen diese es an, wurden die Mäuse getötet. (Szech: »Ganz ohne Emotion war das nicht«, SZ, 09.05.2016). Die um das Wohlergehen von Mäusen besorgte Verhaltensökonomin wird in einer »Podiumsrunde« über eine Frage sprechen, »die viele in der Wirtschaft bewegt: Empathie – Entscheiden mit Kopf, Herz oder Bauch?’« Wir empfehlen der »SZ« mit dieser Frage doch besser einen erfahrenen Kammerjäger zu betrauen.
Lydia DeVere
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Politically correct
Die politische Korrektheit hat auch die AfD erreicht. Um zu klären, ob der Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon, der die »Protokolle der Weisen von Zion« für ein authentisches Dokument hält, Antisemit sei, sollte eine Historikerkommission einberufen werden. In der Frage, ob jemand, der antisemitische Schriften zustimmend zitiert, ein Antisemit ist, zeigt sich die AfD sensibel. Dies kann schließlich nur von den vom Antisemitismus Betroffenen beantwortet werden: »Die AfD-Fraktion verständigte sich darauf, ein Gutachten von drei unabhängigen Fachleuten einzuholen, einer soll jüdischen Glaubens sein.« (FAZ, 22.06.2016).
Hyman Roth
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Bruckmaiers Haarsträuberl
Seine »Lichtblicke des Lebens« teilt Karl Bruckmaier im Feuilleton der »Süddeutschen Zeitung« (13.09.2016). In der niederbayrischen Provinz ist er »unterwegs zu einer überraschenden und unberechenbaren Schönheit, die dem elitären Bildungsbürgertum entgeht«. Was er sieht, ist das Schaufenster von »›Sophie’s Haarstüberl’«. […] Ganz unverstellt und rein ist hier das Licht geworden, der pursuit of happiness, das Streben nach Glück. Der Moment, wenn der Mensch sein Schicksal in die Hand nimmt. […] Dieser Mensch heißt Sophie, das ist auf einem hölzernen Brett zu lesen, auf dem von Freundes- oder Bruderhand gebogener Baustahl die Wörter ›»Sophie’s Haarstüberl’« formt« […] Vom Licht geblendet erkennt Bruckmaier nicht, dass dort auf dem Schild (wie man auf dem Artikelfoto sieht) »Stefanie’s Haarstüberl« steht. Sorgfalt ist nicht seine Sache. Besonders dann nicht, wenn er mit »jene[n] Mitmenschen« zu tun hat, »die keinen reflektierten Zugang zu jedem noch so kleinen Detail ihrer Umwelt suchen.« Wenn Bruckmaiers Glück im unreflektiertem Zugang unter Missachtung von Details liegt, kommt er diesem schon ziemlich nahe.
Lydia DeVere
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Rotwein to go
Die Supermarktkette »Penny« (01.2017) gibt sich kundenorientiert: »Unser Favorit ›to go‹: »Dieser leckere Rotwein schmeckt dezent nach Kirsche, ist angenehm mild und in der praktischen Packung einfach zu transportieren.« – Zum Beispiel auf dem Weg zum Amt, zur Suppenküche oder beim Pfandsammeln.
Lydia DeVere
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Pest und Cholera
In der »Süddeutschen Zeitung« (30.12.2016) rät »eine Gruppe von Afrika-Ökonominnen des Hamburger Giga-Instituts« George Aguzia, einem ghanaischen Geflügelhändler, seinen Job an den Nagel zu hängen. Denn die Importe aus der EU vermiesten ihm sowieso das Geschäft. »Wenn die EU die afrikanischen Partner bei wirtschaftlichen Reformen unterstütze und ihnen dabei helfe, die negativen Effekte abzufedern, würden beide Seiten vom Freihandel profitieren«, gibt die »Süddeutsche Zeitungen« die »Afrika-Ökonominnen« wieder. Aguzia würde künftig keine Hühner mehr auf dem Markt verkaufen, sondern »auf einer großen Geflügelfarm mitarbeiten, die mit Hilfe von europäischem Startkapital aufgebaut wurde und auch für den Export produziert – durchaus ein Grund sich gegen die Flucht übers Mittelmeer zu entscheiden« – und besser gleich aus dem Fenster zu springen.
Lydia DeVere
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Wir alle sind KZ-Insassen
»Wenn Menschen seit Generationen nur das Leben in einem Konzentrationslager unter freien Himmel kennen«, dann heißen sie natürlich Palästinenser, wohnhaft im Gaza-Streifen. So ist in der Züricher Anarcho-Zeitung »Dissonanz« viel Verständnis für die Aktionen der Insassen der israelischen KZs angesagt: »Scheinbar aussichtslose und verzweifelte Attacken, die für die mit einem schlichten Messer ausgerüsteten Palästinenser gegenüber den gut bewaffneten Soldaten und Siedler praktisch immer tödlich enden.« Mit Antisemitismus hat das selbstverständlich nichts zu tun, denn es wird fein differenziert! »Wobei es aus der hiesigen Presse selten klar wird, ob es sich bei den angegriffenen Israelis um beliebige Personen handelt oder um solche mit spezifischer Verantwortung, einmal abgesehen von den Siedlern, welche eine sehr klare Verantwortung tragen«. Damit ist auch geklärt, wer einen »verzweifelten Verteidigungskrieg« und wer einen »unerbittlichen Krieg der Unterwerfung« führt. Das Ziel, einen palästinensischen Staat zu gründen, hat mit Unterwerfung nichts zu tun, das weiß man auch als Feind jeglicher Staatlichkeit. Diese ganze geistige Übung zur Einfühlung in die Messerstecher ist nötig, um sich mal wieder als Opfer und damit zu Allem berechtigt zu fühlen: »Es könnte sehr schnell gehen, und wir werden uns auch in Europa vor derselben Alternative sehen wie die Palästinenser: die völlige Unterwerfung gegenüber einer militärischen Ordnung, oder der auch [sic!] bewaffnete Kampf gegen die vollständige Besatzung unserer Leben.«
Hyman Roth
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Angewendete Ethik
Marie Luise Beck, »die grüne Bundestagsabgeordnete, Sprecherin für Osteuropapolitik ihrer Fraktion, klingt deprimiert«, schreibt die »taz« vom 4.02.2015 und hat damit recht. Dazu gibt es einen Grund: »Sie berichtet von ihren Begegnungen mit jungen Ukrainern, denen droht, als Soldaten in der Ostukraine einem hoffnungslos überlegenen Gegner ausgeliefert zu werden.« Die Veteranin der grünen Politik verliert nie den Kontakt zur Jugend. Schon in der 90er haben die bosnischen Kinder von der Grünen Tante ein »Ja« zur militärischen Intervention erbettelt, damals konnte das grüne Herz den Klagen der Kosovo-Albaner nicht widerstehen – nun sind die ukrainischen Jugendlichen dran, etwas Support für die Heimat zu erjammern. »Ich habe keine Antwort darauf, ob man ihnen nicht lieber raten sollte, das Land zu verlassen, um sich einem solchen Blutopfer zu entziehen.« Doch, sie hat eine Antwort – bessere Waffen vom Westen nehmen und dann hat die Gegenseite das größere Blutopfer! »Ob sie Waffenlieferungen an die Ukraine befürwortet? Beck antwortet mit einer Gegenfrage, die sie jenen stelle, die sich vehement dagegen aussprächen: ›Was bietet ihr für eine Alternative?‹ Sie halte es jedenfalls ›für keine besonders ethische Position, Soldaten möglichst schutzlos ins Feld zu schicken‹«. Davon, niemanden an die Ostfront zu schicken, kann schließlich keine Rede sein.
Hyman Roth
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Kulturelle Gepflogenheiten
Die HerausgeberInnen des neuen Sammelbandes »Das Handeln der Tiere – Tierliche Agency im Fokus der Human-Animal Studies« wollen sich den »vielfältigen Fragen nach tierlicher Handlungs- und Wirkungsmacht« widmen. Hierfür werden »die konkreten nichtmenschlichen Tiere [»Primat_innen«, »Elefant_innen«, »Hünd_innen«] und ihre widerständigen und kooperativen Praktiken anhand von empirischen Forschungen und Erfahrungen in den Blick genommen.« Beiträge mit Titeln wie »Ausbruch aus dem Schlachthof – Momente der Irritation in der industriellen Tierproduktion durch tierliche Agency« oder »Autonomie bei Hunden« oder »Jedes Tier ist eine Künstlerin« treten an, um »das anthropozentrische Denken der Humanwissenschaften kritisch zu hinterfragen«. So wird argumentiert, »dass Gorillas andere kulturelle Gepflogenheiten als aus eurozentrischer Perspektive konstruierte Akteur_innen haben – nicht, dass es ihnen notwendig an Ich-Bewusstsein fehlt.« Demnach wären Gorillas auf anderen Erdteilen von »menschlichen Tieren« kaum zu unterscheiden. Und andererseits hätte ziemlich viel Getier »eurozentrisch« gesehen »lediglich« ziemlich fremde Sitten und Gebräuche. Das bietet Stoff für den nächsten Sammelband: »Mikrob_innen – kooperative Praktiken in der Leichenzersetzung« oder »Zwischen Fleischflieg_innen und Schmeißflieg_innen – Postanthropozentrische Perspektiven auf Pathogenität« oder auch »Jedes Tier ist eine Mörderin«.
Lydia DeVere
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Nationaler Widerstand
»Die unbekannte Seite von Ludwig Erhard« macht der »Wirtschaftskurier« 1/2016 bekannt:»70 Jahre soziale Marktwirtschaft und ihre Wurzeln im nationalsozialistischen Widerstand«
Hyman Roth
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Geschichte lehrt …
Sigmar Gabriel nahm bei der Bonner Regionalkonferenz der SPD am 25. Juni den Brexit zum Anlass, eine Bilanz der bisherigen Parteigeschichte zu ziehen: »Stellt euch mal vor, die gleiche Situation wäre gekommen in einer Phase der Arbeitslosigkeit. Was wir für Verteilungskämpfe gehabt hätten. Und was ist die Erfahrung der Sozialdemokraten und der Gewerkschaften? Bei den Verteilungskämpfen verlieren am Ende immer die unten.« Wenn die SPD diese Kämpfe führt – bestimmt.
Hyman Roth
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Wurstgesicht #2
»Wer Abtreibung für Mord hält, sollte vielleicht nicht Gynäkolog*in werden, sondern in die HNO-Abteilung, Kopfhörer-Herstellung oder meinetwegen auch Floristik gehen. Hauptsache weit weg von Gebärmüttern«, schreibt Hengameh Yaghoobifarah in der »tageszeitung« (10.02.2017). »Es gibt immer Aufgaben, die wir ethisch nicht vertreten können.« Sie selbst könne sich »zum Beispiel nicht vorstellen, aus Ferkeln bärchenförmige Wurst zu pressen«. Deshalb halte sie sich »von der Fleischindustrie fern«. Sehr ehrenwert von Frau Yaghoobifarah, aus ethischen Gründen das Wurstpressen lieber anderen zu überlassen. Fast so nobel wie die Florist*innen und Kopfhörer-Hersteller*innen, die den »Gebärmüttern« den Rücken gekehrt haben!
Lydia DeVere
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Pannordgermanisch
Die »taz-Nord« vom 15.06.2016 erfreut mit neuen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft: »Varianten des Niederdeutschen – sorbisches, saterfriesisches, und ostfriesisches Platt – sind in die EU-Charta als schützenswerte Kulturgüter aufgenommen worden.« Die sorbische Sprache wechselt die Sprachfamilie und geht heim ins Reich als Dialekt des Plattdeutschen.
Hyman Roth
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Volksherrschaft muss weh tun
Ex-Piratin Marina Weisband kommentiert bei Facebook den Brexit: »Jetzt wollen viele ein zweites Referendum und sogar Johnson fängt schonan [sic!], von »no rush« zu sprechen. Aber die Wahrheit ist, dass wir das jetzt durchziehen müssen. Obwohl alle erschrocken sind; obwohl alle verlieren. Wir würden noch mehr verlieren, wenn wir aus demokratischen Entscheidungen eine Spielveranstaltung machen würden, bei der es nicht wirklich um etwas geht. Verantwortung lernt man nur, wenn man Verantwortung trägt. Wenn wir nicht wollen, dass morgen Leute schockiert sagen, dass sie nicht dachten, dass ihre Stimme Einfluss haben würde, dann müssen wir ihrer Stimme heute Einfluss geben. Auch wenn es wehtut.« Demokratie ist, wenn alle darunter zu leiden haben.
Hyman Roth
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Zustand: kritisch
Die Reporterin von »deutschlandradiokultur« testet in der Sendung »Lebenswelten« (25.11.2013) den »Entschleunigerhelm« des Bremer Design-Studenten Lorenz Potthast: »Mein Kopf steckt in einer silbernen Kugel. Es riecht ein bisschen muffig und etwas nach Kleber. Viel Luft kriege ich nicht. Vor meinen Augen: eine Videobrille mit zwei kleinen Bildschirmen – für die nächsten paar Minuten die einzige Möglichkeit, meine Umgebung zu betrachten. […] Ich beweg meine Hand und spür natürlich, wie ich mich beweg, aber in der Kamera, also durch die Videobrille, ist das alles viel langsamer.« Diese »Erfindung« sei »eine Antwort auf die »hektische und reizüberflutete Umwelt. […] Deshalb hat der Student ein Gerät gebaut, das die Illusion vermittelt: das Leben läuft in Zeitlupe […] ab. Eine Erfindung zwischen Kunst und Gesellschaftskritik.« Und bei drastischen Fällen von Kritikbestreben nimmt man eine Plastiktüte.
Lydia DeVere
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per rectum
»Sein künstlicher Darmausgang hielt ihn nicht davon ab, regelmäßig Artikel zu verfassen, die er Reflexions nannte«, ist in der »Welt am Sonntag« (27.11.2016) über Fidel Castro zu lesen. Wir wissen zwar nicht, mit welchem Körperteil Welt-Autoren ihre Texte verfassen, vermuten aber, dass zumindest Castro seine Artikel nicht mit dem Arsch schrieb.
Lydia DeVere
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Bierzeltsause
Martina Meckelein fühlt sich in »Junge Freiheit« (06.01.2017) an die düstersten Kapitel der deutschen Geschichte erinnert: »[D]as Verhalten der Täter in der Neujahrsnacht zu 2016« erinnere »eben nicht an eine Bierzeltsause, sondern eher an die Vorgehensweisen der alliierten Besatzungsarmeen 1945«. 1945 – Das Jahr in dem die »Bierzeltsause« ein jähes Ende nahm.
Lydia DeVere
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Zeitgenossen im Porträt
Carolyn Christov-Bakargiev hat eine Meinung. Ihre Eigene. »Meiner Meinung nach dürfen sich in einer wahren Demokratie alle äußern. Die Frage ist nicht, ob wir Hunden oder Erdbeeren die Erlaubnis zum Wählen erteilen, sondern wie eine Erdbeere ihre politische Intention vorbringen kann. Ich will Tiere und Pflanzen nicht schützen, sondern emanzipieren.« (SZ, 08.06.2012) Wenn sie nicht gerade die documenta mit viel Geschichtsbewusstsein kuratorisch betreut (»Auch Kassel war nach einem totalitären Regime erst zerstört und war dann, kurz bevor die Documenta hier begann, von Fremdmächten besetzt.« ebd.) oder Erdbeeren emanzipiert, bildet sie sich eine eigene Meinung zu weiteren Themengebieten, in denen sie sich kompetent wähnt: »Aber ich denke sowieso, dass es ein Zeichen von Hybris ist, dass wir unsere Energie aus der Erde beziehen – die menschliche Spezies wurde nicht geschaffen, um unter der Erde zu leben.« (monopol – Magazin für Kunst und Leben, 30.07.2014) Die Zumutung der Naturbeherrschung bekämpft die Feministin (»Ich bin Feministin«, Tagesspiegel, 07.09.2015) und Optimistin (»Ich bin Optimistin«, SZ, 08.06.2012), Tier- und Atomfreundin (»Es gibt keinen grundlegenden Unterschied zwischen Frauen und Hunden oder zwischen Männern und Hunden. Auch nicht zwischen Hunden und den Atomen, die meinen Armreif bilden.«, SZ, 08.06.2012) mit bewährten Methoden: »Wie ich trinke, esse, Liebe mache, ist politisch« (Tagesspiegel, 07.09.2015). Dennoch bleiben auch für sie viele Fragen offen: »Ich weiß vieles nicht: Könnte der Hund eine Grammatik schreiben, wenn man ihm die Möglichkeit gäbe«?
Hyman Roth
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Fluchtursachen
Niko Paech erörtert in der »ZEIT« (03.01.2017), warum Menschen sich für Flucht entscheiden: »[...] Wenn alles mit allem durch Personen-, Güter- und Datenströme verbunden ist, konkurriert unweigerlich auch alles mit allem. [...] Kulturen, die an traditionellen, zumal religiösen Maßstäben ausgerichtet sind, verlieren jeden Schutz davor, ihren Modernisierungsrückstand vorgeführt zu bekommen. Der Kulturvergleich, dem in Afrika, Asien und Lateinamerika infolge billiger Smartphones und Flugreisen niemand mehr zu entgehen vermag, pulverisiert stabile Orientierungen. Was vormals sinnstiftend und materiell hinreichend war, wird entwertet und fühlt sich jetzt nur noch vormodern, ärmlich oder gar unmenschlich an. [...] Nicht der Süden wäre zu ›entwickeln’, sondern der Norden müsste materiell abgerüstet werden. Nur so kann er dem Süden ein Stück Würde zurückgeben, ohne unerfüllbare Träume zu wecken.« Armut, Ausbeutung, Diskriminierung und Folter sind ein verkannter Ausdruck von Tradition, Kultur und Religion! – Peachsches Lösungsmodell: »materielle Abrüstung« im »Norden«, damit endlich alle in »Würde« leiden!
Lydia DeVere
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